Zuletzt aktualisiert September 25th, 2023 9:41 PM
Seit 1972 ist der American Staffordshire Terrier (kurz Amstaff) als eigene Rasse international anerkannt. Laut FCI-Rassestandard Nr. 286 wird er in Gruppe 3 unter Sektion 3 als „bullartiger Terrier“ eingestuft. Wie der englische Staffordshire Bull Terrier, so ist auch sein amerikanischer Verwandter Nachkomme jener Bull and Terrier, die um 1800 in der Gegend von Stafford gezielt für Hundekämpfe gezüchtet wurden.
In den englischen Midlands hetzte man diese Kraftpakete nicht nur auf Artgenossen, sondern auch auf Dachse und Bullen. Während Großbritannien den blutigen „Sport“ bereits 1835 verboten hatte, wurden Hundekämpfe in den USA ab 1880 regelrecht professionell betrieben. Einwanderer aus England und Irland hatten nicht nur die Vorliebe für dieses zweifelhafte Vergnügen mitgebracht, sondern auch ihre Hunde.
Die nannte man Pit Bull nach der Bezeichnung für die Arena (Pit), in der man die Tiere aufeinander losließ, oder American Bull Terrier, Yankee Terrier sowie Stafford Terrier. Mit Gründung des United Kennel Clubs (UKC) wurden verbindliche Regeln für Hundekämpfe erlassen. 1936 erkannte der American Kennel Club den Rassestandard für den American Staffordshire Terrier offiziell an. Da der AKC Hundekämpfe nicht erlaubte, wurde die Rasse aufgespalten. Der American Pit Bull Terrier verblieb beim UKC. Zwar sind Hundekämpfe auch in den USA längst verboten, dennoch werden sie bis heute illegal weiterbetrieben.
Beim Rüden ist eine Widerristhöhe zwischen 46 und 48 Zentimetern erwünscht. Hündinnen dürfen 2 bis 3 cm kleiner sein. Das Gewicht sollte idealerweise zwischen 18 und 23 Kilogramm liegen und 30 kg nicht überschreiten. Das Fell ist kurz und glänzend. Zugelassen sind alle Farbvarianten mit Ausnahme von leberfarben und schwarz/loh. Bei überwiegend weißer Fellzeichnung wird jedoch ein erhöhtes Risiko auf genetisch bedingte Taubheit vererbt, so dass auch diese eher unerwünscht sind.
Trotz der unrühmlichen Vergangenheit als Kampfhund hat sich der American Staffordshire Terrier seine Menschenfreundlichkeit bewahrt. Zudem ist das Kraftpaket sensibel und empfindsam. Diese Eigenschaften machen ihn zu einem verlässlichen, liebevollen Hausgenossen und zum idealen Familienhund.
Als Wachhund eignen sie sich nicht unbedingt. Dabei dürfte meist schon der Anblick eines Amstaffs im Garten oder auf dem Firmengelände ausreichen, um potentielle Einbrecher abzuschrecken. Auch werden Besucher meist durch Bellen angezeigt. Doch schon hier enden seine Fähigkeiten. Die meisten Eindringlinge werden anschließend herzlich begrüßt. Ein Beschützerinstinkt ist dennoch vorhanden, der sich vor allem auf Kinder in der Familie erstreckt. Kommt es zu Rangeleien – vor allem zwischen Erwachsenen und Kindern und sei es nur Getobe – sind diese Hunde sofort zur Stelle.
Der American Staffordshire Terrier benötigt von Anfang an eine konsequente Erziehung, die frei von Härte ist. Daher ist die Anschaffung etwas für erfahrende Hundehalter, die Grenzen ziehen, aber nicht alle Tipps angeblicher Hundeprofis am Hund ausprobieren. Ein American Staffordshire Terrier neigt zur Dominanz, was den Umgang mit anderen Hunden erschwert. Seine Stärke kann ängstliche Hunde einschüchtern und wagemutige Artgenossen herausfordern, was wiederum den einen oder anderen Amstaff provozieren könnte. Gut sozialisiert und nicht von schlechten Junghundespielgruppen geschädigt, sind diese Hunde verträglich und auch in einem Mehrhundehaushalt zu halten.
Von der Ausbildung zum Schutzhund ist abzuraten. Stattdessen eignen sich diese Hunde durchaus als Begleit- und Therapiehund. Dieser lebhafte Hund will „arbeiten“ und möchte, dass man sich mit ihm beschäftigt. Fühlt er sich vernachlässigt, kann er schon mal die Wohnung auf den Kopf stellen. Der American Staffordshire Terrier könnte sich durchaus unterm Gartenzaun hindurch buddeln, wenn er wollte, doch seine enorme Sprungkraft lässt ihn meist den Weg über den Zaun nehmen. Zäune und Mauern sollten höher als 1,50 sein, um zu verhindern, dass der Hund eigene Wege geht.
Das kurze Fell ist pflegeleicht und wird am besten regelmäßig mit einem Gumminoppen-Handschuh gestriegelt, um übermäßigem Haaren vorzubeugen.
Aufgrund seiner Geschichte ist der American Staffordshire Terrier ein robuster Hund. Seine Vorfahren lebten in ärmlichen Verhältnissen in den tristen Vororten englischer Industriestädte oder als Hofhunde auf irischen Farmen. Oft mussten sie durch Jagd auf Mäuse, Ratten oder Kaninchen selbst für ihre Nahrung sorgen. Diese Hunde wurden nie verhätschelt, sondern körperlich gefordert.
Um gesund zu bleiben, braucht das Energiebündel jede Menge Bewegung. Ob man den Amstaff zum Joggen mitnimmt, ihn neben dem Fahrrad herlaufen lässt oder auf den Hundesportplatz zum Agility-Training geht, Hauptsache raus und das so oft wie möglich. Unter optimalen Haltungsbedingungen kann der American Staffordshire Terrier 12 Jahre alt werden.
Leider erkranken einige Amstaffs an Zerebellarer Ataxie. Diese neurologische Funktionsstörung des Kleinhirns beeinträchtigt die Koordination der Bewegungen. Symptome sind Augenzuckungen, anfallartige Versteifung der Gliedmaßen, eine wachsende „Tollpatschigkeit“ bis hin zum Verlust der Balance. Da die Krankheit unheilbar ist, müssen betroffene Hunde eingeschläfert werden, sobald die Lebensqualität zu sehr beeinträchtigt wird. Untersuchungen in Frankreich wiesen 30 % aller Amstaffs als Träger des Gens aus. Da die Vererbung rezessiv erfolgt, erkranken diese Hunde selbst nicht unbedingt, geben die Anlage für Zerebellare Ataxie jedoch an ihre Nachkommen weiter. Ein DNA-Test gibt Aufschluss über das Risiko.
Auch die Hüftgelenksdysplasie kommt bei dieser Rasse häufig vor. Dank ihrer guten Bemuskelung haben aber die wenigsten Hunde Probleme mit dieser Degeneration.
Einige Worte zur Kampfhund-Problematik
Es gibt weder Kampfhunde noch „bösen“ Hunderassen Ein Hund wird nicht durch seine Rasse zum Kampfhund, sondern durch Menschen, die ihn dazu machen. Wie auch Schäferhund und Rottweiler wird der American Staffordshire Terrier heute noch von zwielichtigen Zeitgenossen im „Milieu“ als Statussymbol missbraucht. Immer wieder kam und kommt es zu Zwischenfällen mit diesem Kraftpaket. Daher haben einige Bundesländer in ihren Hundeverordnungen strenge Auflagen für die Haltung erlassen sowie höhere Hundesteuer, Maulkorberlass oder gar ein Zuchtverbot. Im Zweifelsfall muss der Hund einen Wesenstest absolvieren. Der Import der Rasse nach Deutschland ist generell verboten.