Zuletzt aktualisiert Dezember 1st, 2022 12:31 AM
Laut FCI-Standard Nr. 287 gehört der Australian Cattle Dog zur Sektion 2 „Treibhunde ohne Arbeitsprüfung“ in die Gruppe 1 der Hüte- und Treibhunde. Um die Ursprünge dieser australischen Hunderasse entspann sich ein regelrechter Mythos. Die europäischen Einwanderer brachten ihre Hunde mit auf den fünften Kontinent. Darunter waren auch Ahnen des Old English Sheepdog (umgangsprachlich Bobtail).
Später folgten Collies und Smithfields. Deren Konstitution und das lange Fell erwiesen sich jedoch als ungeeignet für das heiße Klima Australiens. Außerdem verschreckte ihr Bellen die halbwild lebenden Rinderherden. Um 1830 wollte Rinderzüchter Thomas Hall in der Nähe von Sydney eine robuste und furchtlose Rasse züchten, die kaum bellen oder kläffen sollte. Dazu ließ er sich angeblich ein Paar Blue-merle Collies sowie blau-getüpfelte Drover Dogs aus Nordengland kommen und verpaarte sie mit wilden Dingos. Die robusten Mischlinge erwiesen sich als exzellente und genügsame Arbeitstiere.
Im Laufe von nur zehn Jahren hatte sich die neue Rasse unter dem Namen Hall‘s Heeler etabliert. Doch erst 1870 nach Halls Tod verkaufte die Familie einige Hunde weiter. Welche Rassen in der Folgezeit eingekreuzt wurden, ist nicht vollständig dokumentiert. Wahrscheinlich wurden Hall‘s Heeler mit Australian Kelpies verpaart, vielleicht auch mit Dalmatinern. Als gesichert gelten dagegen Kreuzungen mit Smithfields. 1903 formulierte Robert Kaleski erstmals einen gültigen Standard für den Australian oder Queensland Blue Heeler, wie die Rasse damals genannt wurde.
Der Journalist und Hundezüchter beschrieb das Aussehen als das eines untersetzten, kleinen Dingos von blauer Fellfarbe. Als Name setzte sich Australian Cattle Dog durch. Nach zweimaligen Abänderungen gilt weitgehend der 1963 vom Australian National Kennel Club festgelegte Standard.
Aussehen und Rassestandard
Mit einer Widerristhöhe von 46 bis 51 cm ist der Australian Cattle Dog zwar nicht besonders groß, jedoch von kräftiger Statur. Hündinnen dürfen 3 cm kleiner sein. Das Gewicht sollte zwischen 16 und 20 kg liegen. Der kräftige Schädel harmoniert mit dem kompakten Körperbau, einer muskulösen Brust und breiten Lenden. Kleine, kräftige Stehohren und der aufmerksame Blick seiner ovalen Augen verleihen dem Hund den Ausdruck angespannter Wachsamkeit.
Die Augenfarbe ist dunkelbraun, die Farbe des Naseschwamms schwarz. Der Rassestandard schreibt ein intaktes Scherengebiss vor. Das heißt, die oberen Schneidezähne greifen lückenlos in die untere Zahnreihe. Das glatte Fell besteht aus 2,5 bis 4 cm langem Deckhaar mit dichter Unterwolle. Am Kopf, an den Vorderseiten der Läufe und den Pfoten muss das Haar kurz sein.
Bei den Fellfarben sind einfarbiges Blau, blau-getüpfelt oder blau-gesprenkelt erlaubt mit schwarzen, blauen oder lohfarbenen Abzeichen am Kopf. Bei blauen Hunden darf die kurze Unterwolle am Körper lohfarben sein, solange sie nicht durch das Deckhaar schimmert. Bei rot-gesprenkelten Tieren sollte auch die Unterwolle gleichmäßig getüpfelt sein. Der Schwanz des Australian Cattle Dog ist buschig behaart. Die Länge der Rute sollte etwa bis zum Sprunggelenk reichen. Der starke Knochenbau von Vorder- und Hinterläufen sowie die breiten, runden Pfoten sorgen für Ausdauer und gute Standfestigkeit auch in schwierigem Gelände.
Charakter, Haltung und Krankheiten
Dank des genetischen Erbes der Dingos ist der Australian Cattle Dog bis heute sehr misstrauisch. Daher müssen die Welpen von klein auf mit viel Geduld an den Umgang mit Mensch und Tier gewöhnt werden. Ansonsten sind besonders bei Rüden Probleme mit Artgenossen ebenso vorprogrammiert, wie mit fremden Zweibeinern. Nervös oder gar aggressiv ist die Rasse aber keineswegs. Durch entsprechende Erziehung bekommt man den angeborenen Jagdtrieb gut in den Griff.
Dieser selbstbewusste und intelligente Hund lässt sich jedoch nichts aufzwingen. Der Australian Cattle Dog hat ein feines Gespür für die Rangordnung und möchte selbst dominant sein. Man muss ihm liebevoll, aber konsequent seine Grenzen zeigen. Das macht ihn zum idealen Arbeits- und Schutzhund. Als Familienmitglied eignet er sich nur für erfahrene Hundehalter mit „Führungsqualitäten“. Überwindet der Australian Cattle Dog die anfängliche Menschenscheu, bleibt er ein Leben lang auf seine Bezugsperson geprägt. Einzelhaltung im Zwinger oder an der Kette bekommt ihm überhaupt nicht.
Dieser agile Hund will sinnvoll beschäftigt werden und benötigt neben den täglichen Spaziergängen zusätzliche Bewegung, um gesund zu bleiben. Hundesportarten sind dafür ideal. Die Lebenserwartung eines Australian Cattle Dog beträgt maximal 12 Jahre. Diese pflegeleichte und robuste Rasse ist weitgehend von Krankheiten wie Katarakt (grauer Star), Epilepsie, Von-Willebrand-Krankheit, Patellaluxation des Kniegelenks oder Spondylose verschont.
Selbst die bei Schäferhunden häufige Hüftdysplasie tritt nur selten auf. Doch wie beim Collie, so wird leider auch beim Australian Cattle Dog die Anlage zur progressiven Retinaatrophie (PRA) vererbt. Dabei führt die allmählich fortschreitende Ablösung der Netzhaut letztendlich zum Erblinden. Züchter sollten das Risiko deshalb unbedingt durch einen vorherigen Gentest ausschließen.