Zuletzt aktualisiert September 25th, 2023 9:41 PM
Laut FCI-Rasse-Standard Nr. 342 zählt der Australian Shepherd zur Gruppe 1 Hüte- und Treibhunde. Dort wird er unter Sektion 1 „Schäferhunde ohne Arbeitsprüfung“ geführt. Sein Name ist irreführend, denn der Ursprung der Rasse liegt keineswegs in Australien. Die ersten Zuchtversuche erfolgten Mitte des 19. Jahrhunderts in Kalifornien. Über 100 Jahre vergingen, bis der Australian Shepherd Club of America (ASCA) 1976 zusammen mit der International Australian Shepherd Association (IASA) einen gemeinsamen Rassestandard erarbeitete.
Von der Fédération Cynologique International (FCI) wurde die Rasse erst 1996 anerkannt, obwohl die Vorfahren dieser Hunde eigentlich aus Europa stammten. Es waren Collies schottischer Viehzüchter und Hütehunde baskischer Schäfer, die mit ihren Besitzern und deren Merinoschafen nach Australien auswanderten. Das Gerücht, man hätte dort angeblich Dingos eingekreuzt, ist wohl mehr Dichtung als Wahrheit. Als die Merinoschafe später unter der Bezeichnung “Australian Sheep” nach Nordamerika exportiert wurden, erhielten die mitgebrachten Schäferhunde den zwar passenden, aber dennoch falschen Namen “Australian Shepherd”.
Aussehen und Rassestandard
Rüden sollten eine Widerristhöhe von 50,8 bis maximal 58,5 cm aufweisen. Hündinnen dürfen circa 5 cm kleiner sein. Das Normalgewicht liegt zwischen 16 und 32 kg. Der muskulöse Körper besitzt eine feste Brust mit wohlgeformten Rippen, breite Lenden, eine gerade Rückenlinie und einen leicht gewölbten Nacken. Mit den kräftigen Beinen und kurzen Fesseln verfügt der Australian Shepherd über eine enorme Beweglichkeit und Ausdauer. Dabei sorgen die ovalen Pfoten mit dicken, elastischen Ballen für sicheren Halt auch in schwierigem Gelände.
Beim Schwanz schreibt der Rassestandard zwar eine Stummelrute von weniger als 10 cm vor, das Kopieren ist jedoch in Deutschland, Österreich und der Schweiz mittlerweile verboten. Daher werden hier auch längere Ruten toleriert. Die Proportionen des kräftigen Kopfes wirken durch die sich verjüngende Schnauze sehr ausgeglichen. Wie die Spitzen der dreieckigen Kippohren, so ist auch die Nasenspitze leicht abgerundet. Bei der Farbe des Nasenspiegels dominieren Leberfarben und Schwarz entsprechend der Grundfarbe des Hundes. Seine mandelförmigen Augen können blau, braun oder bernsteinfarben sein. Der Rassestandard erlaubt verschiedenfarbige Augen.
Das halblange Fell hat raues und leicht gewelltes Deckhaar. Je nach den Klimaverhältnissen im Verbreitungsgebiet wird die Unterwolle unterschiedlich dicht. Die Krause um Hals und Brust ist beim Rüden ausgeprägter als bei der Hündin. Am Kopf sollte das Haar kurz und glatt sein. Die Hinterläufe sind gut befedert, die Vorderläufe dagegen eher mäßig behaart. Bei der Fellfärbung erlaubt der Standard einfarbig Schwarz (black), einfarbig Rot (red = leberfarben), blue-merle und red-merle als Grundfarben.
“Blue-merle” steht für ein marmoriertes Schwarz mit grauer Grundfarbe. Mit “Red-merle” bezeichnet man marmoriertes Rotbraun. Diese vier Grundtöne können beim Australian Shepherd sowohl untereinander als auch mit kupferfarbenen und/oder weißen Abzeichen kombiniert sein. Merle x Merle-Verpaarungen sind jedoch in Deutschland und der Schweiz als Qualzucht verboten, weil damit das Risiko für Blind- und Taubheit vererbt würde.
Charakter, Haltung und Krankheiten
Diese Rasse zeichnet sich durch Intelligenz und Wachsamkeit aus. Obwohl sich der Australian Shepherd Fremden gegenüber eher reserviert verhält, zeigt er ansonsten keine Scheu vor Menschen. Das beweist, dass entgegen der weitverbreiteten Ansicht keine Dingos eingekreuzt wurden. Denn wo – wie etwa beim Australien Cattle Dog – mit australischen Wildhunden gezüchtet wurde, mussten Schafzüchter mit viel Geduld zunächst das Vertrauen der Tiere erwerben, um sie überhaupt als Hütehunde ausbilden zu können. Im Gegensatz dazu gilt der Australien Shepherd als ausgesprochen menschenfreundlich auch im Umgang mit Kindern.
Holt man ihn als Familienhund ins Haus, muss man ihn jedoch angemessen beschäftigen. Mit seinem angeborenen Schutztrieb will dieses “Arbeitstier” körperlich und geistig gefordert werden. Normale Spaziergänge reichen dabei nicht aus. Hundesportarten wie Agility und Obedience sollten überall dort zum Pflichtprogramm gehören, wo weder Rinderherden noch Schafe zu bewachen sind. Auch für Reiter sind Australian Shepherds die idealen Begleiter. Schließlich werden sie in den USA bis heute zum Treiben von Pferden und bei Rodeos eingesetzt. Als Rettungshunde sind sie ebenso am richtigen Platz, wie in den Diensten von Polizei und Zollfahndung.
Unter optimalen Haltungsbedingungen liegt die Lebenserwartung des Australian Shepherd bei 12 bis 13 Jahren. Doch wie alle Schäferhunde neigt diese Rasse zur Hüftgelenks- und Ellenbogendysplasie. Weitere Schwächen können die Anlagen für Epilepsie und Katarakt sein, sowie Allergien, Schilddrüsen- und Herzprobleme. Da der Australian Shepherd eng mit dem Collie verwandt ist, sind auch viele Tiere dieser Rasse Träger des MDR1-Gens. Die Folge ist eine Überempfindlichkeit gegen viele Arzneimittel wie etwa Milbemycinoxim und Loperamid. Daher müssen Besitzer solcher Hunde bestimmte Mittel gegen Flöhe, Milben und Würmer meiden. Zudem leiden Australian Shepherds mit diesem Gendefekt vermehrt unter chronischen Darmentzündungen.